Was sind Schmerzen und Schmerzmittel?

Schmerzen sind sehr unangenehme Empfindungen, die immer behandelt werden müssen. Schmerzempfindungen werden von der Quelle im Körper über Nervenbahnen in das Rückenmark und von dort aus ins Gehirn geleitet. Dort entsteht die eigentliche Schmerzempfindung. Je nach Art und Ursache der Schmerzen werden ganz unterschiedliche Arzneistoffgruppen zur Behandlung eingesetzt.

Entsprechend dem Arzneiverordnungsreport sind Ibuprofen, Paracaetamol und Metamizol die am häufigsten verschriebenen Analgetika in Deutschland. Sie sind die wichtigsten Vertreter der sogenannten Nicht-Opioid-Analgetika. Diese drei Arzneistoffe haben ganz unterschiedliche Wirkprofile und unerwünschte Wirkungen.

Merksätze zu Ibuprofen

  • Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend.
  • Ibuprofen wirkt gut bei Prellungen, Verstauchungen und akuten Sehnenbeschwerden wie Sehnenscheidenentzündungen.
  • Ibuprofen kann in einer Maximaldosis von bis zu 2,4 g/Tag eingenommen werden. Üblich sind 4 x 0,6 g pro Tag oder 3 x 0,8 g.
  • In Dosierungen von bis zu 0,4 g/Tablette ist Ibuprofen nicht verschreibungspflichtig. Seien Sie aber vorsichtig bei der Selbstmedikation. Ibuprofen ist nicht ungefährlich.
  • Ibuprofen kann Magengeschwüre auslösen und den Blutdruck erhöhen.
  • Außerdem kann Ibuprofen die Nierenfunktion schädigen, insbesondere bei gleichzeitiger Gabe von Schleifendiuretika und ACE-Hemmern. Letztere Arzneistoffe werden oft bei Bluthochdruck eingesetzt.
  • Ibuprofen sollte wegen seiner unerwünschten Wirkungen nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden.
  • Die „Coxibe“ wie Etoricoxib sind keine gute Alternative zu Ibuprofen, weil sie das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.

Merksätze zu Paracetamol

  • Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, aber nicht entzündungshemmend. Deshalb ist Paracetamol bei Prellungen, Verstauchungen und Sehnenbeschwerden nicht so gut wirksam wie Ibuprofen.
  • Paracetamol kann bei Überdosierung Leberschäden verursachen. Deshalb sollte eine Tagedosis von maximal 3 g nicht überschritten werden. Üblich sind 3 x 1 g pro Tag.
  • Paracetamol ist trotz seiner leberschädigenden Wirkungen in Mengen von bis zu 10 g nicht verschreibungspflichtig.
  • Paracetamol wird gerne bei Kindern (Zäpfchen) und bei Schwangeren eingeschätzt.
  • Die schmerzlindernde Wirkung von Paracetamol wird überschätzt und darf niemals durch Dosiserhöhung kompensiert werden. Es kann zum Leberversagen kommen.

Merksätze zu Metamizol

  • Metamizol wirkt schmerzlindernd, insbesondere auch bei Kolikschmerzen, und fiebersenkend. Metamizol wirkt nicht entzündungshemmend.
  • Die maximale schmerzlindernde Wirkung von Metamizol ist größer die diejenige von Ibuprofen. Dadurch wird die fehlende entzündungshemmende Wirkung von Ibuprofen gut kompensiert.
  • Somit stellt Metamizol eine gute medikamentöse Alternative zu Ibuprofen dar.
  • Im Gegensatz zu Ibuprofen verursacht Metamizol keine Blutdruckerhöhung, keine Nierenschädigung und keine Magengeschwüre. Es beeinträchtigt auch nicht die Aufmerksamkeit und macht nicht abhängig. Wegen dieser Vorteile ist Metamizol in Deutschland inzwischen das am häufigsten verschriebene Schmerzmedikament.
  • Metamizol wird besonders gerne bei älteren Menschen eingesetzt. Von Vorteil ist hierbei auch, dass Metamizol in Form von Tropfen eingenommen werden kann. Gerade ältere Menschen können häufig nicht gut schlucken.
  • Auch bei Tumorpatienten ist Metamizol gut wirksam.
  • Ebenso ist Metamizol für postoperative Schmerzen geeignet.
  • Im Unterschied zu Ibuprofen eignet sich Metamizol für die Langzeittherapie.
  • Metamizol kann in einer Maximaldosis von 4 g/Tag eingenommen werden. Üblich sind 4 mal 1 g pro Tag.
  • Metamizol ist verschreibungspflichtig.
  • Verwirrend ist, dass Metamizol auch unter dem Namen Novaminsulfon oder Aminopyron bzw. Novalgin bekannt ist. Es handelt sich jedoch um ein- und denselben Arzneistoff.
  • Metamizol kann sehr, sehr selten eine Verarmung an weißen Blutkörperchen und allergischen Schock verursachen. Deshalb hatte Metamizol in Deutschland lange einen schlechten Ruf. Dies hat sich jedoch im Laufe der Zeit grundlegend geändert.

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Seifert, R. (2021). Medikamente leicht erklärt. Berlin: Springer.

Der Autor

Prof. Dr. med. Roland Seifert
Prof. Dr. med. Roland SeifertLeiter Institut für Pharmakologie
Roland Seifert leitet seit 2008 das Institut für Pharmakologie der MHH. Er ist Autor von Lehr- und Sachbüchern zum Thema Pharmakologie und Mitherausgeber des Arzneiverordnungsreportes, der kritisch den Arzneimittelmarkt in Deutschland analysiert.